Deutschland, Nahziele
Schreibe einen Kommentar

Bahnfahren in Corona-Zeiten

Auch am Nachmittag kann der Zug noch sehr leer sein

Lange verzichteten wir aus Sorge vor einer Ansteckung auf das Bahnfahren – nun machten wir jedoch einen frischen Versuch. Mit wieder einmal für die Bahn typischen Erfahrungen.

Sorge vor dem ÖPNV

Lange scheuten wir seit Beginn der Corona-Krise den Öffentlichen Personennahverkehr. Waren wir vorher noch eifrige Nutzer und Befürworter des klimafreundlichen Fahrens mit allen seinen Vor- (nicht selbst Auto fahren müssen) und Nachteilen (teils grenzwertige Mitreisende und mangelnde Sauberkeit), so fiel das mit dem Ausbruch des Coronavirus unter den Tisch. Einige Freunde und Bekannte hatten sich gar nachweislich im Zug bzw. Abteil angesteckt – das Risiko war uns zu groß.

Um kurz nach 5 Uhr ist der Bremer Hauptbahnhof sehr leer

Wohl nur geringes Ansteckungsrisiko

Seitdem hat sich einiges getan. Wir sind vollständig geimpft, die Inzidenzen gingen runter und nicht zuletzt kam sogar eine Charité-Studie zum Ansteckungsrisiko in Zügen zu einem entspannten Fazit. Nicht viel schlimmer als woanders und alle paar Minuten tauscht sich die Luft im Zug aus, wird dabei auch nach unten abgezogen, was den Aerosolen den Spaß verdirbt. Gut, dachten wir und buchten unsere Fahrt – aufgrund eines guten Angebots auch gleich in der ersten Klasse in der Hoffnung auf weniger Reisende dort, außerdem sollten es die Randzeiten sein. Um 5h bereits ging es los.

Leere Wagen in der ersten Klasse

Generell war der Zug nur mäßig gefüllt. Das mag an der frühen Stunde gelegen haben, in der ersten Klasse war es aber dann fast schon so gespenstisch leer wie auf dem Bahnhof um 5h morgens. Auf der Hinfahrt war kein anderer Passagier im selben Wagen. Eigentlich beruhigend, wenn auch gleichzeitig natürlich heftig, wie wenige Menschen denn derzeit mit der Bahn fahren.

Das heftige Ende kam dann jedoch mit dem unerwarteten Streik der GDL. Von Mittwoch auf Freitag sollte die erste Streikrunde gehen im Sommer 2021 und unsere schlimmsten Befürchtungen (Verspätungen und volle Züge bei nur 25% Zugkapazität) sollten eintreten. Ergo entschließen wir uns, kurzerhand einen halben Tag vorher – am Dienstag Nachmittag – spontan wieder zurückzureisen. Erneut mit wenig anderen Fahrgästen, wenn auch früher als geplant.

Um kurz vor sechs Uhr ist der Zug noch immer leer

Unser Fazit

Grundsätzlich finden wir, das Reisen mit der Deutschen Bahn ist wieder machbar. Sofern möglich aber zu Randzeiten und in der ersten Klasse, da hier dann doch deutlich weniger los ist.

Den Streik der Gewerkschaft wollen wir nicht ausführlich politisch bewerten – es scheint ohnehin nicht um mehr Lohn, sondern um mehr Einfluss zu gehen, was die Notwendigkeit eines solch harten Arbeitskampfs fragwürdig erscheinen lässt. Aber wenn auch vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadiskussion der Bahn eine wichtigere Rolle zukommen soll, man immer mehr Menschen weg vom Auto hin zu einem verlässlichen, umweltfreundlichen Verkehrsmittel bewegen möchte… dann, ja dann muss dieses auch verlässlich fahren. Ob eine kleine Gewerkschaft das Land da in Geiselhaft nehmen darf oder ob die Bahn dann in ihrer Rolle als der ÖPNV nicht eben doch systemrelevant ist – diese Fragen sollte man sich ernsthaft stellen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert