Mit dem Wunder von Mannheim bezeichnete man in den 70er Jahren weder den purpurfarbenen Himmel durch die nahegelegene Chemie-Großindustrie noch die süßen Dämpfe der Schokoladenfabrik. Vielmehr ein architektonisches Meisterwerk, was aber zu verrotten droht(e). Die Multihalle im Herzogenriedpark.
BUGA ’75
Im Jahre 1975 fand in Mannheim die Bundesgartenschau statt und im Rahmen dieses Ereignisses entstanden der Herzogenriedpark sowie der Luisenpark, über den wir auch schon ausführlich berichtet hatten. In ersterem entstand als zentrales Element eine organisch anmutende Halle mit einer abenteuerlichen Holzkonstruktion als Gitterhülle. Die Holzleisten waren dabei bis zu 35 Meter lang und die gesamte Konstruktion überdacht ca. 7.400 Quadratmeter. Die Architektenväter Frei Otto, Carlfried Mutschler und Joachim Langner erschufen hier eine Konstruktion, die zu dieser Zeit die größte freitragende Holzkuppel der Welt war und aus diesem Grunde auch als „Wunder von Mannheim“ bekannt wurde.
Viel Platz unter bröckelnder Kuppel
Diese zeltartigen Dachkonstruktionen (siehe auch die Münchener Olympiabauten) boten ca. 2.600 Besuchern Unterschlupf und stehen seit 1998 unter Denkmalschutz. Doch zwischenzeitlich war die weitere Nutzung der Multihalle unklar und es sollte gar die Restaurierung mangels Geld abgesagt werden – was den Verfall dieses Bauwerks nur beschleunigt hätte. Mittlerweile hat sich ein Verein gegründet und die Finanzierung scheint nach zähem Kampf nun auch gesichert, aber irgendwie schade, dass überhaupt eine solche Diskussion und ein Bemühen für solch außergewöhnliche Dinge geführt werden muss.
Ein Blick in die große Halle
Bei unserem Besuch im Sommer diesen Jahres sahen wir zu unserer Freude, dass die Halle noch steht. Soweit zum Guten. Leider sind die Zugangsrampen aber alle abgesperrt, auch die Wendeltreppen, das Restaurant und somit auch die gesamte obere Etage – sehr schade, immerhin war wohl (vielleicht nur aus Zufall) eine Tür zur großen Halle geöffnet, so dass wir ein paar Blicke hineinwerfen konnten.
Der Charme der 70er
Die Multihalle ist wirklich ein außergewöhnliches Stück Architektur und viele Details entführen in eine andere Zeit – die 70er Jahre atmen hier noch unter der organisch wirkenden Holzgitterdecke. Von alten Notausgangsschildern, futuristischen Brunnen bis hin zu den markanten Mülleimern, die den nostalgischen Charme einer anderen Zeit versprühen. Unbedingt ansehen!
Hier befindet sich die Multihalle bzw. das gleichnamige (und durchaus empfehlenswerte) Restaurant: