Griechenland, Ikaria, Nahziele
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Ikaria als leuchtender Teil der Blue Zone

Einsame Strände gibt es auf Ikaria zuhauf

Wir hatten es auch am Rande schon einmal mitbekommen: es gibt Bereiche der Erde, in denen die Menschen sehr alt werden und die griechische Insel Ikaria gehört tatsächlich dazu. Wir haben ein paar Beobachtungen gemacht und liefern mögliche Erklärungen.

Ideale Voraussetzungen für ein langes Leben

Es ist wirklich auffällig: auf der 250 Quadratkilometer großen Insel Ikaria leben gerade einmal gut 8.500 Einwohner – davon direkt ein Drittel bereits über 80 Jahre alt. In einem der größten Orte Therma leben nur 27 Familien, die sich folglich auch alle untereinander kennen. Und bei den Ikariern sieht ein Tag meist so aus: man schläft aus, lässt alles sehr gemütlich angehen, isst zum Frühstück wenn überhaupt nur etwas Brot mit lokalem Honig, dann gibt es schon bald einen Powernap zum Mittag, es wird irgendwohin gegangen (bei den steilen Hängen dort ein natürliches Training), etwas in den heißen, radonhaltigen (ergo radioaktiven) Quellen gebadet, abends dann gibt es meist gemüselastige, mediterrane Speisen mit ordentlich Olivenöl und unzähligen Kräutern als Würzungsmittel, ein paar Gläschen Wein der Region, dann wird in der örtlichen Taverne oder einfach auf dem zentralen Dorfplatz zu selbstgemachter Musik gefeiert und getanzt. Als doppelsinnigen Höhepunkt des Tages gibt es dann noch eine Runde Sex, womit das ikarische Training dann auch vollumfänglich beendet wäre.  

Auf Ikaria bleiben die Einwohner bis ins hohe Alter hinein fit

Die Insel abseits der Zeit

Offenbar scheint dieser, wenn auch hier natürlich etwas verallgemeinert dargestellte Lebensstil sehr gut zu einem langen Leben jenseits der 100 zu passen. Diese besondere Gemeinschaft der Menschen, eine fast nicht existierende Kriminalität durch die hohe soziale Integration, praktisch kein Stress und das gesunde Genießen dieses entspannten Lebens scheinen in der Tat alles begünstigende Faktoren zu sein, die die Menschen Ikarias so alt werden lässt. Und Tatsache: als wir uns auf dieser versteckten Perle von einer Insel bewegt haben, ist uns sehr deutlich aufgefallen, dass hier wirklich alle Menschen glücklich und lachend durch den Tag gingen – zudem schien uns diese Insel wie das Griechenland von vor 30 Jahren zu sein, in dem die Zeit stehen – und damit auch die unglaubliche Gastfreundschaft und das positive Miteinander erhalten – geblieben zu sein. Diese Ruhe und Gelassenheit wird einem als Besucher besonders dann vor Augen geführt, wenn man in einer kleinen Taverne am Hafen von Maganitis zwar freudig begrüßt wird, aber noch 10 Minuten warten muss, bis man erst einmal die Speisekarte bekommt. Aber womit sollten die 10 Minuten auch gemessen werden, gibt es auf Ikaria doch so gut wie keine Uhren!? Hier wird Zeit deutlich entspannter gesehen, auch wenn man dann zu den meisten Verabredungen einfach mal zu spät kommt. Da es aber jeder so macht, fällt es praktisch eh nicht auf.

Das Essen auf Ikaria ist lecker und gesund zugleich

Ein ungewöhnliches Stadtfest

Ein weiteres Beispiel: während unseres Aufenthaltes fand ein Fest anlässlich einer Regatta statt, bei der die Ältesten der Insel eine Art Segeltörn um die Inseln der Ägäis machten – der Sieger war übrigens Jahrgang 1936 und er sah für uns deutlich jünger und sehr fit aus. Zu Ehren der zurückgekehrten Segler gab es ein öffentliches Stadtfest im Hafengebiet, zu dem es unzählige Stände und auch traditionellen Tanz gab. Wir schauten uns an den Ständen um und wollte in der Tat etwas Tee erwerben sowie ein paar lokale Leckereien. Doch das ging nicht – es gab einfach alles umsonst! Von Gebäck über Tee, Wein, kleinen Törtchen und herzhaften Speisen – alles wurde umsonst verteilt und jeder nahm sich höflich, was er mochte. Das erschien uns so unwirklich, würde das doch in Deutschland niemals so klappen – vermutlich wären im Handumdrehen Heerscharen von Menschen dort, die sich Tüten mitbrächten, um möglichst viel umsonst abzustauben wie auf einer Messe. Wir waren davon wirklich zutiefst beeindruckt und konnten das nur schwer begreifen, wie gut das auf Ikaria alles funktioniert.

Stadtfest anlässlich der Regatta von Ikaria

Vielleicht liegt das Geheimnis des dortigen, langen Lebens also in einer besonderen Mischung aus lokal angebauten Produkten, viel Bewegung durch die steile Bergwelt und vor allem dieser besonderen Gemeinschaft von Menschen, die den (zum Glück) nur wenigen Besuchern überaus aufgeschlossen gegenüber sind. Wir können nur hoffen, dass sich der Tourismus dort daher in engem Rahmen halten wird, dass diese Balance erhalten bleibt.

Auch die Tiere haben auf Ikaria die Ruhe weg

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