Apulien, Italien, Nahziele
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Schlendern durch Nardò

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Nardò in Apulien begrüßte uns an einem leicht bedeckten Mittag – und zeigte sich gleich von seiner ruhigeren, fast schon herbstlichen Seite. Viele Läden hatten bereits geschlossen, die Straßen wirkten entspannt leer, und über den Dächern hingen dunkle Gewitterwolken, die der Barockstadt eine fast dramatische Kulisse verliehen.

Ankunft in der stillen Nebensaison

Nach der Landung und der Abholung unseres Mietwagens kamen wir gegen Mittag in Nardò an und merkten schnell, dass hier bereits die Nebensaison begonnen hatte: Rollläden unten, die wenigen Stühle gestapelt, kaum Menschen unterwegs. Diese ungewohnte Stille hatte aber ihren Reiz, denn so blieb Zeit, die Details der Stadt in Ruhe auf uns wirken zu lassen – vom warmen Sandstein der Häuser bis zu den Palmen, die sich im aufkommenden Wind wiegten.Schlendern durch Nardò (3)

Auftakt im Hostaria Corte San Lucia

Da viele Geschäfte und Bars bereits bei unserer Ankunft bereits geschlossen hatten, steuerten wir zuerst das Ristorante Hostaria Corte San Lucia an, über das wir schon separat berichtet haben. Gut gestärkt machten wir uns anschließend ohne festen Plan (abgesehen von einem Pistazien-Eis ;-)) auf den Weg durch die Gassen und ließen uns einfach treiben, immer mit einem Blick zum Himmel, der mit jeder Minute dunkler wurde.Schlendern durch Nardò (9)

Barockes Herz: Piazza Salandra

Unser Weg führte uns schließlich auf den zentralen Platz der Stadt, die Piazza Salandra, die als eines der schönsten barocken Stadtplätze des Salento gilt. Rund um die Piazza reihen sich Kirchen, Palazzi und der reich verzierte Guglia dell’Immacolata, eine hohe Säule mit Heiligenfiguren, die im diffusen und durchaus etwas bedrohlich wirkenden Gewitterlicht besonders eindrucksvoll wirkte. Auf einer Seite des Platzes gönnten wir uns ein Pistazien-Eis und beobachteten, wie sich nur vereinzelt andere Besucher in die Straßen und wenigen Cafés verirrten – Nardò praktisch nur für uns.Schlendern durch Nardò (8) Schlendern durch Nardò (6)

Kirchen, Gassen und ein roter Herzrahmen

Beim weiteren Bummel durch die Altstadt kamen wir an einer barocken Kirche mit geschwungener Fassade vorbei, deren Sandsteinfront voller Verzierungen, Nischen und Skulpturen steckt. Gleich um die Ecke entdeckten wir einen roten Herzrahmen mit der Aufschrift „Nardò è bellissimo“, der vor einer Häuserzeile mit Palmen und Laternen steht – ein instagram-taugliches Fotomotiv, das den romantischen Charakter der Stadt ziemlich gut auf den Punkt bringt, aber dann auch irgendwie schon länger verlassen schien.Schlendern durch Nardò (10)

Castello und Stadtschloss: Steinerne Geschichtsbücher

Etwas oberhalb der Altstadt erhebt sich das Castello, dessen heutiges Aussehen auf mittelalterliche und spätere Umbauten zurückgeht. Die Stadt war schon in römischer Zeit als Neretum bekannt und erlebte im Mittelalter verschiedene Herrschaften, darunter auch die Normannen und die Aragon, welche die Befestigungen immer wieder ausbauten. Der benachbarte Palazzo mit breiter Freitreppe, Fahnenmast und repräsentativer Fassade wirkt dagegen schon fast wie ein Stadtschloss und zeigt, wie wohlhabend Nardò vor allem in der Barockzeit einmal war.Schlendern durch Nardò (2)

Historische Einblicke für Geschichtsfreunde

Nardò entwickelte sich im Mittelalter zu einem wichtigen Zentrum im Salento, was man bis heute an der Dichte der Kirchen und Paläste rund um die Piazza Salandra erkennt. Die ausgeprägte Barockarchitektur ist eng mit der Nähe zu Lecce verbunden, dessen Steinmetze und Baumeister auch in Nardò wirkten und dort ihre reich verzierten Fassaden hinterließen.Schlendern durch Nardò (6) Schlendern durch Nardò (1)

Durch seine Lage unweit der ionischen Küste war Nardò zudem über Jahrhunderte lang ein strategischer Ort, der sowohl landwirtschaftlich als auch militärisch Bedeutung hatte – die massiven Mauern und Türme des Castello erinnern noch heute daran.

Auch wenn viele Geschäfte an diesem Tag geschlossen blieben, war der Besuch für uns dennoch ein Glücksfall: Die Mischung aus Nebensaison-Stille, dunklen Wolken und barocker Kulisse machte Nardò für uns zu einer schönen, entspannten Bühne – und einen Besuch im Supermarkt gab es dann auch noch, Proviant für die Reise.

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