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Rund um das Coronavirus

Zwischen Himmel und Erde die Sonne aus dem Flugzeug heraus fotograftiert

Seitdem SARS-CoV-2 in den internationalen Nachrichten ist, haben wir dieses aufmerksam verfolgt und nun haben wir auch im fernen Deutschland den sprichwörtlichen Salat. Wir möchten unsere Stimme hier nutzen, um Euch einen Überblick zu geben, wie der Stand der Dinge ist, welche Informationen wichtig sind, wie jeder sein Verhalten ändern muss und wie es auch mit unserem Blog weitergeht.

Ausgewogene Informationen

Es gibt aktuell eine Unzahl an Informationen und Quellen zum neuen Coronavirus bzw. der Krankheit COVID-19, die es auslöst. Die Medien berichten mal reißerisch, mal beschwichtigend und die Motive dahinter sind auch naheliegend – die einen wollen immer noch Leser aktivieren, die anderen die aufkeimende Panik beruhigen. Wir versuchen an dieser Stelle, euch einen ausgewogenen Überblick zu verschaffen.

Die Karte der Universität

Die Wissenschaftler der Johns Hopkins University haben von Anfang an die weltweit verfügbaren Daten zum Coronavirus zusammengetragen und visualisiert. In dieser interaktiven Infographik lässt sich das Geschehen fast in Echtzeit nachverfolgen:

→ Coronavirus Karte der Johns Hopkins University

Für einen zahlenmäßigen Überblick ist das in der Tat ein wichtiges Werkzeug, allerdings geben wir zu bedenken, dass es sich hierbei nur um diagnostizierte Fälle handelt – die wahre Ziffer liegt um einen großen Faktor höher. Im Endeffekt sind diese Zahlen ein Blick in die Vergangenheit, denn erst wer nach zig Tagen Inkubationszeit und anfänglichem Krankheitsverlauf die schweren Symptome entwickelt, ruft dann erst beim Arzt bzw. beim kassenärztlichen Notdienst unter 116 117 an und wird dann erst ggf. getestet. In der Zwischenzeit hat die Person aber noch Kontakt gehabt, andere angesteckt und so weiter. Womit wir beim nächsten Aspekt wären:

Exponentielles Wachstum

Die meisten Menschen können sich exponentielles Wachstum nicht vorstellen. In unserer heutigen Welt haben wir es meist mit stetigen, linearen Entwicklungen zu tun und bei exponentiellen Modellen setzt die Vorstellung oft aus. Was ist schon ein Sprung von 10 bestätigten Fällen zum Vortag? Nun, in einer linearen Situation vermutlich nicht viel, wenn es aber am Vortag nur 100 Fälle gab, ist dies ein Wachstum von 10%. Spätestens seitdem die Banken nur noch wenig Zinsen zahlen, können wir mit dem Zinseszinseffekt auch nur noch wenig anfangen. Vielleicht habt ihr schon von dem Märchen des indischen Herrschers gehört, der dem Erfinder des Schachspiels zum Dank einen Wunsch gewährte und dieser sich wünschte, das auf jedes Feld des Schachbretts das Doppelte des vorherigen gelegt werden möge, angefangen mit einem Reiskorn. Der Herrscher war zunächst erfreut über diese einfache Bitte, weil ihm nicht klar war, dass die 2 (hoch) 64 gut 18 Trillionen Reiskörner sind – eine unvorstellbar große Menge.

Ein anderes Beispiel: stellt Euch ein Blatt herkömmliches Papier vor mit einer Dicke von ca. 0,1 Millimeter. Wenn Ihr dieses nun (mit ordentlicher Kraftanstrengung) 50 Mal falten würdet, hättet Ihr einen Papierturm gebaut, der bis zur Sonne reicht!

Bestimmt habt ihr in den letzten Tagen des öfteren schon derartige Vergleiche gehört, gerade im Zusammenhang mit der Basisreproduktionszahl R0, die besagt, wie viele andere Personen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt. Bei SARS-CoV-2 ist diese Zahl vermutlich bei ca. 3. Wenn also jeder Infizierte drei weitere Personen ansteckt, ist das in der Tat exponentielles Wachstum, man könnte die Ausbreitung also nur stoppen, wenn R0 unter 1 fällt. Dies kann man nur erreichen, wenn viele Leute immun sind. Die schlechte Nachricht: derzeit ist genau keiner (die paar Genesenen mal außen vor) immun und da das Virus frisch vom Tier auf den Menschen gesprungen ist (Stichwort Zoonose), sind wir alle wie Kinder, die zum ersten Mal mit einem neuen Erreger Kontakt haben – mit dem Unterschied, dass unser Immunsystem mit zunehmenden Alter schwächer wird.

Daher mögen einige nun die ergriffenen Maßnahmen für übertrieben halten, fallen doch teils immer noch verharmlosende Aussagen wie „Ist doch nur ein Schnupfen“ oder „Die Grippe ist schlimmer“. Und auch wenn selbst hohe Politiker noch Anfang des Jahres diese Aussagen beruhigend von sich gaben (ob bewusste Panikvermeidung oder Ignoranz sei dahingestellt) – das Gegenteil ist der Fall. Dies ist ein schlimmes Ding und wir müssen alle (eigentlich schon viel früher, aber spätestens) jetzt handeln.

Wenn Ihr hierzu mehr erfahren wollt, empfehlen wir euch den folgenden Artikel – 20 sehr gut investierte Minuten, um zu verstehen, was da auf uns zurollt bzw. schon längst da ist, ohne dass wir es aktuell wissen. Lest den Artikel und teilt ihn!

→ „Coronavirus: Why You Must Act Now“ – Englische Originalfassung
→ „Coronavirus: Warum du jetzt handeln musst!“ – Deutsche Übersetzung

Infos von Experten

In der Flut an Informationen suchen wir derzeit nach Orientierung in mehreren (mindestens werktäglich aktualisierten) Podcasts, die wir euch hier dringend ans Herz legen wollen. Zum Einen die ausführlichen wissenschaftlichen Betrachtungen von Prof. Dr. Christian Drosten im NDR Podcast und etwas lockere Einsichten aus dem Klinikalltag in Zeiten der Krise mit Dr. Heinz-Wilhelm Esser im WDR:

→ Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten (Mo-Fr)
→ Coronavirus – Doc Esser klärt auf (Mo-Sa)

Endlich mal gut angelegte Rundfunkgebühren und ein großes Lob an alle Mitwirkenden! Solche Art Informationen sind gebraucht.

Daneben empfehlen wir auch grundsätzlich den Global News Podcast der BBC:

→ Global News Podcast (2x pro Tag)

Situation in Deutschland & anderen Ländern

In den letzten Tagen hat man – spätestens seit der medizinischen Katastrophe in Italien, wo bereits die Triage eingeführt wurde – auch in anderen Ländern erkannt, dass die Lage ernst ist und wir in Wahrheit um zig Tage der eigentlichen Entwicklung hinterherlaufen. Länder wie Österreich haben drastische Maßnahmen ergriffen und wir sind zum Einen froh, dass sich auch in Deutschland nun etwas bewegt, aber auch das noch zu zögerlich. Jeden Tag, den wir jetzt noch am Beginn der Pandemie gewinnen, rettet später Leben! Das Virus wird sich von müden Sprüchen und unverbindlichen Empfehlungen nicht beeindrucken lassen, es ist nun schon überfällig, dass auch hierzulande drastische Maßnahmen ergriffen werden zum Schutz der 20%, die einen schweren Verlauf der Krankheit zu erwarten haben. Wir sind überzeugt, dass auch Deutschland gar nicht darum herumkommen wird, Ausgangssperren zu verhängen und die Bewegungsfreiheit noch weiter einzuschränken – wenn nicht heute, weil vielleicht noch Angst um Wirtschaft besteht, dann in wenigen Tagen.

So traurig es ist: viele Menschen scheren sich einen feuchten Dreck, wenn es nur freiwillige Empfehlungen sind. Wirtschaftlich gesehen werden wir eh Schaden nehmen, da es aber ohnehin alle trifft, egalisiert sich das auch ein Stück weit. Immerhin wurden schon umfassende Wirtschaftshilfen seitens der Politik in Aussicht gestellt, bleibt zu hoffen, dass dies auch wirklich mal unbürokratisch und schnell erfolgen kann. Auch die vielen Selbständigen sollten dabei nicht vergessen werden – gerade vor wenigen Tagen erfolgte natürlich pünktlichst die Steuervorauszahlung für das zweite Quartal, berechnet vom Finanzamt auf Basis der vorangegangenen Zeit und bereits für das ganze Jahr 2020 festgesetzt. In diesen Zeiten: Finde den Fehler.

Wirtschaftliche Auswirkungen hin oder her – den Kollaps unseres Gesundheitssystems müssen wir auf jeden Fall verhindern. Ja, die Krankheit lässt sich nun erstmal nicht aufhalten, aber wir müssen sie so gut es geht in ihrer Wirkung strecken, die Ausdehnung verlangsamen. Und Gesundheit sollte dabei stets vor wirtschaftlichen Interessen stehen.

Maßnahmen jedes Einzelnen

Und dazu gehören zahlreiche Maßnahmen, die jede(r) Einzelne tun muss. Wer auch nur geringste Krankheitssymptome bemerkt, muss sich zu Hause isolieren. Handhygiene und vor allem Husten- & Niesetikette (in die Armbeuge und auf gar keinen Fall in die Hand oder gar einfach so heraus in die Umgebung) einhalten. Soziale Kontakte sollte man massiv herunterfahren, um die Distanz zu anderen deutlich zu verringern. Wer HomeOffice machen kann, möge zu Hause bleiben. Der ÖPNV ist natürlich aufgrund der Enge und der vielen Menschen ein idealer Übertragungsweg, für viele geht auch (noch) kein HomeOffice, aber Abstand halten und bei ersten Anzeichen einer Krankheit zu Hause bleiben ist das Gebot der Stunde.

Es ist uns unverständlich, wie Menschen in einer solchen Situation überhaupt noch in Kneipen, Bars oder gar Clubs gehen können, sofern diese nicht eh schon geschlossen haben. Erklären können wir uns das hauptsächlich mit Egoismus („Ich will aber nochmal feiern!“) oder Ignoranz („Trifft mich eh nicht und wenn, nicht schlimm.“), wenn aber eine gemeinsame Kraftanstrengung auch vermutlich über Wochen hinweg als Gesellschaft nötig ist. Es gibt auch Hoffnungsschimmer wie Facebook-Gruppen, die sich schon gebildet haben, um für alte Leute oder andere Risikogruppen einzukaufen. Aber bei unserem letzten Einkauf sind wir auch auf eine Frau mittleren Alters gestoßen, die noch nicht einmal Anstalten machte, die Armbeuge zu heben, sondern einfach komplett frei in die Umgebung nieste.

Kurzum, die nächste Zeit wird anders – völlig anders als alles, was wir bisher so als Gesellschaft erlebt haben und es ist nun Zeit für Solidarität und Distanz, zwei auf den ersten Blick eher konträre Begriffe, die aber in dieser Situation zusammen gehören.

Ausblick in die Zukunft

Fieberhaft wird in aller Welt aktuell an Therapeutika und Impfstoffen geforscht – vieles auch in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit. Freiwillige in Großbritannien lassen sich schon für erste klinische Studien mit (abgeschwächten) Viren infizieren, zahlreiche Pharmafirmen forschen an geeigneten Impfstoffkandidaten. Schwierig könnte es werden, wenn sich einige Fälle bestätigen sollten, wonach das Virus Zweitinfektion mit noch schlimmeren Verläufe auslösen konnte – hoffentlich ist das aber nur der Ungenauigkeit der Betrachtung geschuldet. So oder so – bis solch ein geeigneter Stoff gefunden, getestet und in der Breite verfügbar ist, dürften mindestens 12-18 Monate vergehen. Mit etwas Glück vielleicht doch noch etwas früher, aber das ist nur der langfristige Streif am Horizont.

Kurzfristig laufen derzeit schon größere klinische Studien zu Wirkstoffen wie dem intravenös zu verabreichenden Remdesivir (eigentlich einem Breitspektrum-Virostatika zur Ebola-Behandlung, das aber wirksam gegen SARS-CoV-2 sein könnte), das Mittel wird auch schon im Rahmen der Compassionate Use (also der „Anwendung aus Mitgefühl“) einzelnen Patienten mit schweren Verläufen auch in Deutschland verabreicht. Auch andere Medikamente, die bereits zugelassen sind, kommen in die Betrachtung, z.B. der Influenza-Bekämpfer Oseltamivir, eine Kombination der HIV-Wirkstoffen Lopinavir und Ritonavir namens Kaletra oder auch das Malaria-Medikament Chloroquin. Auch das in Japan bereits zugelassene Medikament Camostat Mesilate gegen Bauspeicheldrüsenentzündungen ist ein potentieller Kandidat, COVID-19 zu behandeln. In China kam in einer ersten Studie mit 70 Patienten auch schon das Medikament Favilavir erfolgreich zum Einsatz.

Erste Ergebnisse der Studien werden schon in Kürze erwartet, sollte ein passender Wirkstoff dabei sein, müsste natürlich noch in ausreichenden Mengen produziert werden – also auch das Kurzfristige dauert noch.

Der Faktor Zeit

Um all dies herauszufinden und zu entwickeln, brauchen wir aber eins: Zeit. Und diese Zeit erkaufen wir uns mit drastischen Maßnahmen, die sicherlich alle in ihrer individuellen Freiheit einschränken – aber jetzt müssen wir als Herde denken und nicht als Egoisten. Nutzt diese Zeit, um euch mit der Familie per Videochat oder Telefon auszutauschen, helft Anderen wo nötig, meidet unnötige Kontakte, schützt Andere, macht Spaziergänge mit Abstand, zockt mit Freunden über das Internet oder betreibt ohne Reue Binge-Watching auf dem Sofa. Werdet kreativ – es gibt soviel, was man tun kann.

Auch wir gehen mit gutem Beispiel voran und isolieren uns so gut es geht. Unseren Blog führen wir natürlich weiter und berichten sicherlich hin und wieder mal zu diesem Thema, aber wir schwelgen auch in Erinnerungen und den vielen schönen Reisen, die wir erlebt haben und werden diese weiterhin mit euch teilen.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten! Versprochen.

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