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Eine chaotische Bahnfahrt in Deutschlands

Eine chaotische Bahnfahrt im Osten Deutschlands

Wer mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß, dass eine reibungslose Fahrt schon fast als Wunder betrachtet werden kann. So auch unsere jüngste Erfahrung auf der Strecke von Falkensee nach Bremen. Während der Hinweg überraschend gut funktionierte – unter deutschen Verhältnissen betrachtet, heißt das, nicht mehr als eine Stunde Verspätung – entwickelte sich die Rückfahrt zu einem wahren Desaster, wie es wohl nur die Deutsche Bahn schreiben kann.

Der Beginn des Chaos

Unsere Rückreise begann eigentlich mit dem RE8 auf dem Teilabschnitt von Falkensee nach Wismar. Doch bereits in Falkensee, um 11:50 Uhr, wurden wir darüber informiert, dass ein Einsatz im Gleis stattfindet. Zunächst hofften wir noch, dass sich die Verspätung in Grenzen halten würde.

Ungewissheit in Bad Wilsnack

Um 12:30 Uhr lief eine Mitarbeiterin durch den Zug und informierte immer Gruppen von ca. 10 Reisenden mit piepsiger Stimme, dass der Zug in Bad Wilsnack einfach ausfallen würde. Um 12:48 Uhr kamen wir dort an und der Zug fiel tatsächlich aus. Eine Durchsage um 12:43 Uhr (ja, Ihr lest richtig – VOR unserer Ankunft) ließ uns wissen, dass ein Schienenersatzverkehr (SEV) nach Wittenberge angefordert wurde. Wann und wie dieser verfügbar sein würde, wusste allerdings niemand. Das wurde praktischerweise auch gleich mit durchgesagt.

Verwirrung und fehlende Kommunikation

Die DB App prognostizierte eine Streckensperrung bis 14:30 Uhr wegen eines Notfalleinsatzes. Um 13:43 Uhr wurde dann angekündigt, dass der SEV demnächst bereitgestellt wird. Anrufe bei der Bahn ergaben dabei lediglich die Hinweise, den Ersatzverkehrs-Lageplan auf bahnhof.de zu konsultieren – was natürlich keine Lösung bot. Der Verweis auf die 3S Zentrale Potsdam brachte immerhin eine halbe Antwort.

Eine Stunde Warten auf den SEV

Denn um 14:05 Uhr, nach einem Anruf bei der 3S Zentrale Potsdam, erfuhren wir, dass der Busnotverkehr über ODEG organisiert wird, aber mit den Koordinierungsarbeiten erst vor 20 Minuten begonnen wurde. Es würde etwa eine Stunde dauern, bis die Busse frühestens bereitgestellt werden könnten. Das muss man sich mal vorstellen. Um 11:50 war schon ein Problem bekannt, knapp eine Stunde später fällt der Zug aus und wiederum erst eine Stunde später fängt man damit an, sich um eine Problemlösung zu kümmern, die frühestens noch einmal eine Stunde später erst starten kann. Ein Wort: unglaublich! Und sehr bezeichnend, dass man – obwohl man das Problem schon vor Augen sieht – erst einmal wartet, bis es da ist und sich erwartungsgemäß entfalten kann; dann erst überlegt man sich, was man machen kann und ob es nicht klüger gewesen wäre, schon früher was zu tun. Das spricht tatsächlich Bände und nicht nur für die Deutsche Bahn.

Eine Fahrt wie in der Sardinenbüchse

Doch um 14:40 Uhr rollte plötzlich ein Güterzug los, und die Strecke wurde wieder freigegeben – natürlich ohne Kommunikation. Um 14:48 Uhr kam und fuhr der nächste Zug – er kam natürlich schon vollkommen überfüllt an. Und natürlich ohne jeglichen Ausgleich für die entfallenen, vorangegangenen Züge. Passagiere saßen, hockten, standen gedrängt und quetschten sich in die  vollen Waggons. Die Fenster waren geschlossen, es gab kaum Luft – Verhältnisse, die man eher aus südlicheren Ländern kennt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir in Hamburg an. Dort fiel dann der Metronom aufgrund von Personalmangel aus, wie übrigens jeder zweite Zug an diesem Tag.

Fazit: Ein Desaster der Kommunikation und Planung

Das Schlimmste an dieser Erfahrung war die mangelhafte Kommunikation. Es gab keinen erkennbaren Plan und es schien, als wäre den Verantwortlichen alles egal. Insgesamt brauchten wir gut 11 Stunden mit der Deutschen Bahn – eine Strecke, die wir in 4 Stunden mit dem Auto geschafft hätten. Trotz Stau hätten wir im Auto mehr Platz, bessere (bzw. überhaupt eine) Privatsphäre, bessere Luft und – das Erschreckendste – es wäre deutlich günstiger gewesen.

Diese Erfahrung zeigt uns, dass die Verkehrswende in Deutschland noch einen langen Weg vor sich hat – wenn sie überhaupt jemals gelingen sollte. Bis wir solch ein ÖPNV-Experiment jedenfalls noch einmal wagen, wird wohl einige Zeit vergehen.

1 Comments

  1. Hallo, sehr oft so erlebt.
    Bei fest gebuchter Strecken habe ich Hilfe von der DB bekommen. Nichts geht mehr, die DB hat mir meine Hotelübernachtung gezahlt. Nichts geht mehr, die DB hat mir für die letzten 30 km ein Taxi gezahlt. Bei 49€ Ticket Touren durch Deutschland zahlt man alles aus eigener Tasche.
    Habe dadurch Orte besucht wo ich gar nicht wusste das es sie gibt. Menschen kennengelernt die mir eine kostenlose Übernachtung angeboten haben weil es weit und breit keine Unterkünfte gab.
    Bahn fahren durch Deutschland / Europa und Asien waren meine schönsten und besten Erfahrungen / Reisen. Jens.

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