Ob Xavier oder Herwart – die Deutsche Bahn hat dieses Jahr mal wieder ordentlich geglänzt hinsichtlich Verlässlichkeit und Krisenmanagement. Wir haben der Bahn nach Weihnachten nochmal eine Chance auf Wiedergutmachung – doch sie versagte erneut.
Heftige Stürme im Herbst
Dieses Jahr wurden wir gleich mehrmals Opfer der Bahnstillstände nach den Sturmtiefs Xavier und Herwart. Zur Erinnerung: nach zugegebenermaßen durchaus heftigen Stürmen kam der Zugverkehr vor allem in Norddeutschland teils gar mehrere Tage vollständig zum Erliegen. Nix ging mehr von Bremen Richtung Emden, mehrere Tage lang fiel sogar die Haupttrasse nach Hamburg komplett aus. Bei Herwart gar fuhren die Züge südwärts erst ab Dortmund wieder. Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, wie sehr Deutschland doch zumindest offiziell auf die Schiene setzt. Hinter den Kulissen sieht es dann aber in der Tat deutlich ernüchternder aus.
Reagieren statt agieren
Nicht zuletzt auch dank – wie es heutzutage so schön verniedlichend heißt – Aktivisten, wurden gefährliche Bäume, die an den Bahntrassen überaltert oder umsturzgefährdet sind, nicht gefällt – es könnte sich ja ein Juchtenkäfer darin befinden. Ergo blieben zahlreiche Bäume direkt neben den Schienen stehen – zumindest bis der Sturm los- und sich der Baum selbst aufs Gleis legte. In der Schweiz beispielsweise gibt es vorgeschriebene Sicherheitsabstände zum Gleisbett und solch (ja auch aus Kostensicht) verheerende Stillstände treten dann eben auch nicht derart auf. Dort wird aber pro Fahrgast auch deutlich mehr (ein Zigfaches) wieder reinvestiert, wovon man in Deutschland leider nur träumen kann. Klar, auch hier gibt die Bahn viel Geld aus, allerdings zumeist in fragwürdige Großprojekte wie Stuttgart 21 oder die nach (deutschlandtypisch) ewiger Planungszeit eingeweihte neue Bahnstrecke zwischen München und Berlin, die selbst auf der Premierenfahrt schon mit deutlicher Verspätung glänzte. Wer übrigens ein wenig mehr über diese Probleme der Deutschen Bahn erfahren möchte, dem empfehlen wir diese Diskussionsrunde des Deutschlandfunk.
Der Bahn eine Chance geben
Wir selbst gaben also der Deutschen Bahn nochmal eine Chance nach Weihnachten. Eine längere Strecke über Hannover nach Bremen. Doch der zunächst optimistische Blick in den DB Navigator glich im Viertelstundentakt dem Durchlaufen der psychologischen Phasen von Nicht-Wahrhaben-Wollen über Verzweiflung bis letztlich zur alternativlosen Akzeptanz der Realität: ein Umsteige-Puffer von 30 Minuten reicht bei einem modernen ICE einfach nicht mehr aus. Auch wenn sich keine einzige Schneeflocke auf einem Gleis niederlässt, kein einziger Regentropfen die Sicht behindert. Irgendeine Signalstörung oder eine der ominösen Störungen im Betriebsablauf findet sich dann doch immer wieder. In diesem Jahr 2017 zumindest aus unserer persönlichen Erfahrung heraus lief es bei der Deutschen Bahn so unrund wie schon lange nicht mehr. Negativ-Highscore dieses Jahr waren 158 Minuten Verspätung, dazu auch noch diverse Totalausfälle. Immerhin hat die Deutsche Bahn noch faire Fahrpreise, hält diese stabil und motiviert somit noch mehr Reisende, dies umweltfreundlich zu tun. NICHT. Und wie wir hier ganz klar ergänzen möchten: leider nicht. Wir fahren eigentlich wirklich gerne Bahn – gerade auf Langstrecken empfinden wir es durchaus als Luxus, nicht selbst fahren zu müssen, arbeiten, lesen oder gar schlafen zu können – aber liebe Bahn & Politik, da muss mehr gehen.
Und damit wünschen wir euch allen ein frohes, bahnproblemloses 2018 und der Deutschen Bahn (sowie der Politik), dass sie mal endlich aus den Hufen kommt, was zeitgemäße Mobilität angeht. In dem Sinne: einen Guten Rutsch!