Italien, Nahziele, Sardinien
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Die Geschichte der Grundstücke auf Sardinien

Während unserer Blue Rider Bootstour erzählte uns unser Kapitän Franco von der spannenden Art, wie in Sardinien in der Vergangenheit lange Zeit Grundstücke erworben wurden. Wir erzählen es euch gerne weiter.

Ein wenig Geschichte zu Sardinien

Nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges fiel Sardinien tatsächlich an Österreich, genauer gesagt an das Haus Savoyen. Deren Victor Amadeus wurde dann 1720 auch tatsächlich zum „König von Sardinien“, wobei er sich diesen Titel jedoch großzügigerweise selbst verlieh. Die Folgen dieses Besitztums: Sardinien wurde ausgebeutet. Bodenschätze und Holz wurden im großen Stil abgebaut und exportiert, die sardische Bevölkerung mit Steuern und Abgaben geknebelt. Zahlreiche Aufstände wurden meist blutig beendet und selbst Revolutionsversuche scheiterten. Erst als mit Karl Felix – oder besser Carlo Felice – ein neuer Statthalter nach Sardinien kam, änderte sich die Lage ein wenig. Im Jahre 1820 erließ er den „Editto delle chiuendende“, in dem hinsichtlich der Grundstücksverhältniss in Sardinien wahrlich revolutionäres verfügt wurde. Jeder Einwohner Sardiniens konnte fortan das von ihm bewirtete Land durch Einzäunen zu seinem Eigentum erklären. Dies klang zunächst einmal verlockend.

Steinmauern um das eigene Grundstück

Mit diesem Erlass fand somit eine nahezu unkontrollierte Umzäunung praktisch der gesamten Insel statt und bis heute lassen sich diese teils wirren und willkürlich aussehenden Grundstückslinien noch auf der ganzen Insel begutachten. Selbst die Inseln im Naturschutzgebiet der Inselgruppe Maddalena sind durchzogen von diesen meist aus Steinen gebauten Mauern.

Nachteil der Geschichte: meist konnten sich nur die Reichen die aufwändige Umzäunung – vor allem im großen Stil – leisten bzw. mit gekauften Arbeitskräften vollziehen. Die einfachen Leute schauten nicht nur in die Röhre, sondern besonders die umherziehenden Hirten traf dieser Erlass besonders hart. Denn das Land, welches sie nun bewirtschafteten bzw. mit ihren Herden durchliefen, gehörte nun immer irgendjemanden und folglich hatten sie hohe Abgaben für die Nutzung des Weidelandes zu zahlen, welches zuvor noch kostenfrei nutzbar war. Im Ergebnis ging die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander und das Banditentum wurde gestärkt.

Die Spätfolgen des Edikts

Später dann gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Erlass dann in mehreren Schritten aufgehoben und die Macht der spanischen Feudalherren nach und nach beschnitten bis hin zur Enteignung, die diesen jedoch wiederum fürstlich entlohnt wurde. Das Geld stammte dabei aus den klammen Gemeindekassen und die Steuerbelastung sowie die Verschuldung Sardiniens stieg erneut an. In der Folge wanderten viele Sarden auf das Festland aus und die freigewordenen Grundstücke und Ländereien wurden von den neuen Besitzern wiederum gerodet und ausgebeutet. Dies ist auch die wichtigste Erklärung für das kahle Gesicht der sardischen Landschaft bis zum heutigen Tage.

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